Vieles war geplant, erhofft und durch terminiert in diesem Jahr ..
Situationsbedingt wurden die bereits fest gebuchten Triathlon Veranstaltungen am Silbersee, in Sassenberg, in Hannover, der Doppeldecker Allgäu Ultra und Triathlon,ITU World Series Hamburg und Mallorca 70.3 in Alcudia sowie
die Marathons am Lauwersmeer und in Berlin und das Vilm Schwimmen verschoben oder abgesagt – erst verschobene wurden dann doch abgesagt – ein planen oder gezielte Vorbereitung war bis dahin also nicht möglich. Geschweige denn eine ordentliche Standortbestimmung über die Monate zu bekommen. Einzig und allein eine privat organisierte OD im Juni hatte ein bisschen was von Eventcharakter.Was den Knappenman in Lohsa nahe Bautzen in der Lausitz, für den ich mich bereits im Februar für die dortige Mitteldistanz angemeldet hatte betrifft, hatte man von Anfang an den Eindruck dass die Organisatoren vor Ort vom Sportbund Lausitzer Seenland alles rund um die aktuelle Covid Debatte eher gelassen betrachten und immer dem festen Willen und die Überzeugung hatten den Wettbewerb auch durchzuführen.
So kam es dann auch und am 26.08.2020 machte sich eine kleine dreiköpfige Reisegruppe bestehend aus Daniela, meinem Buddy Heiner aus der ehemaligen Altliga Fußballtruppe und mir auf den Weg nach Sachsen um zum Anlass der ersten größeren Triathlon Veranstaltung in 2020 an der Mitteldistanz teilzunehmen. Für Dani war das der Ersatz für einen abgesagten Event in Uelzen und Heiner hatten wir “übergeredet 😉 ”
Wie sich dann herausstellte sollte dort dann auch die einzige Langdistanz in Deutschland des Jahres stattfinden.
Eigentlich sollte es etwas weniger abrupt zur Premiere auf diese Distanz gehen aber dadurch das alles abgesagt wurde blieb uns dreien nur der doch weitere Sprung in diese bisher unbekannte Belastung.
Wir hatten für Daniela und mich aufgrund der fehlenden Übernachtungsmöglichkeit auf dem Campingplatz am Dreiweiberner See, den wir sonst in der Gruppe genutzt hätten, spontan einen Bungalow etwa 25 Minuten entfernt gebucht wo auch Heiner mit seinem Wohnmobil Platz finden konnte. Im Nachhinein ein echter Glücksfall. Sehr schön und ruhig gelegen auf dem Gelände einer Teichwirtschaft für Karpfen und in direkter Nachbarschaft zum Schloss Milkel. Viele andere große Teiche mit kleinen Wegen gab es dort auch zu Hauf. Sehenswert wie Heiners google Map uns dann später zu überzeugen versuchte.
Sehr spät am Abend angekommen blieb uns nur noch die Location zu beziehen und relativ schnell schlafen zu gehen. Für den morgigen Tag war Regen angesagt so dass wir entschieden haben nach Wetter zu entscheiden wann und ob es eine Einfahrrunde auf dem 30Km Radrundkurs geben sollte.
Am morgen dann tatsächlich Regen so dass wir ein ausgiebiges langes Frühstück mit viel gegenseitigem Input genossen haben. Irgendwann nach dem Mittag riss dann der Himmel auf so dass wir zum Einradeln aufbrechen konnten. Es erwartete uns ein sich gestaltendes Eventgelände und wir konnten schon einige andere Radler sehen, die die wohl die gleiche Idee wie wir hatten. Schnell noch ein paar Eindrücke vom See erhascht und dann auf die Räder. Der Plan war eine Runde zu fahren, noch ein wenig einzukaufen sowie dann später wieder zu kommen um die Unterlagen zu holen. Das ging nur zwischen 17 und 20 Uhr.
Da die Strecke natürlich noch nicht gesperrt und markiert war half uns ein GPS Track der auf dem EDGE geladen die Richtung vorgab. Schon auf den ersten Kilometern wurde klar was für eine Leckerbissen uns erwartete. Ein Teil auf perfekten Landstrassen Asphalt um dann später auf einem ehemaligen Versorgungsweg der Bergarbeiter der Rund um den Scheibe See führte machte so unglaublich viel Laune dass wir nur kurz mal nebeneinander schnackend gefahren sind. Einzig und allein 3-4 Poller mitten auf dem Weg waren mit erhöhter Wachsamkeit zu versehen. Natürlich auch hier und da durch Baumwurzeln und Frost leichte Schäden im Weg aber alles gut zu umfahren. Auf der Landstrasse pfiff der Wind schon ganz kräftig da sich diese auch leicht erhöht durch die Lausitzer Heide schlängelte. Der feine Nebeneffekt war dass es zum Ende der Runde leicht bergab durch eine kleine Ansammlung von Häusern bis zum Wendepunkt direkt am Dreiweiberner See rollte. Dort dann eine Spitzkehre und das ganz sollte dann am Folgetag dreimal durchfahren werden. Die Vorfreude war groß. Zumal das Wetter jetzt auch ganz toll dabei war.
Neben der Sitzposition ist sicher der technisch einwandfrei funktionierende Antrieb eines der wichtigsten Faktoren was die “Wattsuche” bei einem Triathlonrad betrifft. Oft sieht man technisch und aerodynamisch ausgefeilteste Lösungen die mit Hilfe eines total versifften Antriebes durch den Streckenverlauf getrieben werden. Da ich das Glück habe von einer selbsternannten “Fahrradputzfanatikerin” in Sachen Ketten- und Schaltungshygiene motiviert zu werden kam es im Anschluss des Einkaufes von Utensilien für die anstehende Finisher Party zu einem ausgiebigen ausleben eben dieser Putzleidenschaft.
Direkt im Anschluss haben wir uns dann wieder auf dem Weg zu Eventgelände am Dreiweiberner See aufgemacht wo die Startunterlagen warteten. Eine lange Schlange die sich durch 3 Schleusen jeweils bis zu den Objekten der Begierde schlängelte. Gute Stimmung und gutes Wetter rundeten das Ganze ab. Ganz zu meiner Überraschung fand ich in meiner Startertüte ein Finisher bzw. Eventshirt – ist ja nicht so mein Ding sowas vorher zu bekommen – aber na gut – bewusst bestellt hatte ich das nicht.
Danach sollte eigentlich die obligatorische Familienpizza und ein paar Bier folgen. Da aber in der sächsischen kulinarischen Diaspora kein adäquates Angebot zu finden war verschlug es uns nach Downtown Uhyst in das örtliche erste Haus am Platz
– dem Gasthof Drei Linden –
Neben örtlichen Köstlichkeiten wie verschiedenstes Getier aus dem Unterholz welches in den unterschiedlichsten XXL Versionen nicht unsere erste Wahl war gab es noch Kartoffelecken und ein Portiönchen Omelett jeweils garniert mit einem griechischen bzw. gemischten Salat. Das war auch alles sehr lecker – Das Radeberger Bier allerdings ist wohl die sächsische Ausgabe von Jever. Leider wartete davon noch eine ganze Kiste für den Folgetag im Bungalow auf uns. Dort wieder angekommen haben wir noch ein bisschen zusammen gesessen und sind dann wieder recht zügig in – das über den Tag doch stark aufgeheizte Bett direkt unter dem Dach – hinein geschlüpft.
Entsprechend unruhig und unterbrochen war die Nacht. Trotzdem gut gelaunt nach einem entsprechend konditionierten Frühstück standen wir dann früh genug am Check-in und haben unsere mit 2m Breite recht üppige Plätzchen garniert mit den verschiedensten Dingen für die nächsten Stunden. Corona machts möglich.
Um 11 Uhr war ja der Start für uns Mitteldistanzler angesetzt – Kurzes einschwimmen im doch mit 19 Grad deutlich gegenüber der letzten Wochen abgekühlten Wasser – Daniela und ich fühlten uns mit dem ärmellosen Neo zwar sehr wohl doch wenig on vogue neben der an diesem Tag doch eher gewählten fullsleeve Garderobe.
Als kurz vor 11 endlich Alan Parsons Sirius durch die Lautsprecher dröhnte konnte man schon bei den Teilnehmern eine gewisse Stimmung spüren die man wohl so nur an dieser besonderen Situation des Jahres 2020 festmachen kann. Der erste größere Event – und wir sind alle dabei – ein wenig Ehrfurcht und auch Ergriffenheit war zu spüren. Besonders und wunderbar dabei sein zu dürfen.
Der Start dann in 30er Wellen mit je 1 Minute Abstand – nie wieder werde ich wohl ganz allein in der ersten Reihe mit 4 weiteren Sportlern am Start stehen . freie Sicht auf den See und die zu absolvierenden knapp 2km – wann hat man das schon. Runterzählen und hinein ein die noch von den vorherigen Wellen brodelndem Wasser. Auf dem Weg zu ersten Boje nach knapp 600m mitten hinein in den See wurde ich natürlich überholt aber konnte auch mehr selbst überholen wie ich es erwartet habe obwohl mein Anfangstempo eher verhalten war. Das zeigte sich auch daran dass Daniela – die eine Minute nach mir gestartet war – plötzlich nach der ersten Boje neben mir auftauchte und fröhlich winkte. Kurzes Winken zurück und ich habe sofort die Chance ergriffen mich an sie ran zu hängen. So war klar dass ich ein bisschen mehr in die Tasten hauen muss aufgrund Dani´s höheren Grundschnelligkeit aber dafür musst ich in der Folge keine unnötige Kraft wegen der Orientierung aufwenden. Ein paar Mal dann noch einige Querschwimmer und richtig schnelle Schwimmer die unseren Weg kreuzten aber nach knapp 35 Minuten verließen wir gemeinsam das Wasser und machten uns die leichten Anhöhe hinauf zur Wechselzone.
Diese war nicht sehr gefüllt so dass die nicht vorhandene Hektik dazu beitrug die kurzen aber wichtigen Entscheidungen richtig zu fällen. Socken ja oder Nein. Noch etwas Banane und einen Schluck Wasser – und rauf auf die Radstrecke.
Da ich mich ja schon auf die Bike Strecke gefreut habe bin ich auch mit dem passenden Elan auf die Strecke gefahren.Meine Ungeschicktheit half mir sehr etwas etwas holprig in die Schuhe zu kommen und zudem wollte das Gummiband links nicht reissen. Das war aber alles recht schnell erledigt und so fand ich recht schnell meinen Rhythmus und habe das gecruise genossen.
Da mir im Vorfeld klar war dass es heute zwei grosse Parameter zu beachten gab war das Edge bereits im Vorfeld auf die Anzeige diverser Wattwerte eingestellt so dass ich entsprechend schauen konnte was so auf die Pedalen kommt. Nach der ersten Runde war klar dass der Eventeffekt die üblichen Prozente um das eigentliche Gefühle verwässert und ich anfing etwas die gedankliche Handbremse einzufaden. Bis zum Ende der Radstrecke konnte ich das zwar anpassen aber unter dem Strich habe ich mir das was ich mir vorgenommen habe nicht erreicht. Ich bezweifle allerdings dass die erhöhte Leistung einen negativen Effekt auf das spätere Laufen hatte. Das hatte andere Gründe. Zurück zum radeln. Auf der Strecke hatte ich so manch erstaunliche Begegnung. So kreisten fast 70km eine holländische Marijke und ich – natürlich unter Beachtung des Windschattenverbots – umeinander her. Mal Sie vorn mal ich. Aber so hatten wir immer einen schönen Fixpunkt. Das ging solange gut bis eine Horde Mädels lautstark schnatternd mal überholend mal trödelnd unseren Rhythmus beeinträchtigten. Die fuhren so unkonstant aber immer im Pulk durch die Gegend dass es schwierig war die Regeln weiter zu beachten. In der Ergebnisliste später sah ich dann auch dass eine davon DQed wurde. Ganz zu Recht.
Die Leistung im Griff zu halten war das eine, die andere für mich als Versogungsmuffel viel größere Aufgabe sich geregelt und ausreichend auch im Hinblick auf das spätere Laufen zu versorgen ergab sich im Laufe der Zeit als solche Hürde dass mir schnell klar wurde dass es eigentlich nicht gut ausgehen kann. Alle paar Kilometer ausreichend zu trinken hab ich schon nicht hinbekommen. Nicht Mal 1 Liter ist es geworden über die gesamte Zeit. Noch schlimmer war es bei der festeren Versorgung. Gerade mal ein ¼ Bananenbrot habe ich geschafft – die Gels sind alle wieder so in die Wettkampfkiste gewandert – in den Transitionzonen wurde es im Gesamten ¼ Banane. Auf den letzten 10 hab ich denn auch so gar keine Idee gefunden mir irgendwie einzureden doch noch zumindest ein Schlückchen Iso oder dann doch ein Gel zu nehmen. Einerseits hatte ich alles bis zum Kanal über – andererseits wollte ich auch keinen vollen Magen – aber so fühlte sich das leider an. Die beiden Shots in meiner Tasche vom Einteiler gingen dann ungenutzt mit auf die Laufstrecke.
Das ich diese beiden mäßig leckeren Schaumstoffproppen wohl auch nicht anrühren würde war mir ja eigentlich klar denn ich nehme bei einem normalen Lauf, ob Marathon oder Ultra nie Gels oder anderes Plastikzeugs zu mir. Irgendwie lehne ich das innerlich ab. Dass ich diese Einstellung mal deutlich überprüfen muss, wenn ich bei sportlich dauergespannten Langzeitevents bleiben, und diese sogar noch ausbauen will, ohne mich auf die so geliebten Laufultra VP´s mit Gummibärchen,Marmorkuchen Krakauer, Cola/Apfelschorle sowie anderen Sauereien zu verlassen, zeigte sich in den folgenden Kilometern schmerzhaft deutlich. Zunächst ging alles seinen geplanten Gang. Erfreulicherweise lief plötzlich die Marijke in Ihrem Oranje Dress neben mir obwohl ich diese auf den letzten 10k aus den Augen verloren hatte und zum anderen kam ich völlig ohne Probleme in meinen normalen Laufrhythmus der lediglich durch die ondulierte Streckenführung beeinflusst war. Nachdem der erste VP nach 5km erreicht wurde war auch noch soweit alles OK bis auf dass die Marijke einfach Stumpf weiter Ihre Pace immer weiter langsam steigerte — ganz langsam aber merklich – bei km 9 etwa wurde mir klar dass es noch ein ganz weiter weg bis ins Ziel ist. Der Gedanke nur noch zwei mal die Möglichkeit der Versorgung zu bekommen hatte – gepaart mit der Tatsache dass ich nach 10K realisierte dass meine angestrebtes Zeitziel selbst gemütlich rückwärts pfeifend locker zu erreichen ist – hat mir dann den Motivationsstecker gezogen. Im übrigen hatte ich bis dahin auch die beiden Klebebonbonwunder in meinem kleinen Heckkofferaum komplett vergessen und gar nicht mehr in die Waagschale geworfen. Nach einem längeren Marsch nach dem 10K VP habe ich mich dann nochmal an jemanden gehängt der mich versucht hat zu motivieren aber spätestens nach dem Bergauf Stück zum letzten VP 5K vor dem Ziel war mein Wille gebrochen. Ankommen würde ich und auch für mich zufriedenstellend.. was die Zeit betrifft. Das ich die Chance nicht genutzt habe mit mir diese heikle aber interessante Situation nicht so leichtfertig sondern mit ein bisschen mehr kritischer Auseinandersetzung mit mir zu lösen wurmt mich in Nachhinein doch sehr. So haspelte ich mehr oder minder zufrieden bis in das Finish meiner ersten Mitteldistanz. Ein tolles Erlebnis mit einigen klaren Erkenntnissen für die folgenden Monate. Da es nicht nur mir so ging war schnell klar:
- Wir kommen wieder und machen das mal so wie geplant
- Andere Ziele werden verschoben
- Iss mal was Junge 😉
Nach der Zielankunft aller Mitglieder unserer kleinen Reisegruppe begann das Wundenlecken. Wunderbar. Die Marijke kam dann auch noch kurz ums Eck und gab mit wunderbarem niederländischen Akzent an auch 5k vor dem Ziel geschwächelt zu haben. Hüstel… Später habe ich dann gesehen dass die Gute Baujahr 56 ist und somit nur 2 Jahre jünger wie meine Mutter – spätestens jetzt – und wenn man weiss dass sie 20 Minuten vor mir im Ziel war – versteht man dass ich wiederkommen muss und das nicht so auf mir sitzen lassen kann. Bis dahin hab ich auch mal so ein Klebestyorporbonbonaufputschershotgelgedöns versucht 😉 For Sure !